In den Gassen der Stadt auf sieben Hügeln
Das besondere Licht in Lissabon – woher kommt es bloß? Das wollte ich herausfinden und natürlich noch viel mehr erkunden. Zum Beispiel den Bahnhof Oriente, den Santiago Calatrava im Rahmen der Weltausstellung EXPO 98 gestaltet hat. Kaum zu fassen, wie sehr der Zahn der Zeit schon an diesem Bauwerk genagt hat; leider viele Rostflecken und Spuren mangelnder Instandhaltung. Auch die wirklich imposante Ponte de 25 Abril wollte ich sehen und erleben – einfach grandios, toll. Von weitem schon hörte ich sie singen! Ja, sie sang, während ich auf meinem langen Fußweg in Richtung Westen zur Brücke am Rande des Tejo in einem Bistro zu Mittag aß. Es klirrte und klang, ein gewaltiger stählernen Singsang. Sehr beeindruckend, unter ihr zu stehen und das immerwährende Rauschen des Verkehrs dort oben zu beobachten. Und wiederum sehr beeindruckend, dieses Wunderbauwerk von oben zu erleben, vom Fuß der Cristo-Rei-Statue aus. Ganz anders dagegen die Vasco-da-Gama-Brücke im Osten der Stadt, eine der längsten Brücken Europas. Elegant, leise, modern, völlig zurückhaltend. Aber auch schön. Ja und das Licht? Nach vier Tagen strammen Fußmarsches bergab und bergauf, immer wieder auf der Hut vor der alten Nr. 28, die sich quietschend und klappernd durch kleinste Gässchen zwängt (unbedingt Bauch einziehen an den engen Stellen!), habe ich die Lösung entdeckt. Es ist der Speckstein! Die Bürgersteige und Gassen sind weitgehend mit diesem weichschimmernden Belag gepflastert. Die glatten, rutschigen Steine in zartem Rosé und blassem Gelb werfen das Licht zurück, sodass die Stadt am Tejo strahlt. Rom ist die Stadt aus Travertin, Lissabon die Specksteinstadt – ist das nicht spannend!