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Am unteren Ende der Welt

Januar 11, 2018

Es gehört zu den absolut privilegierten Unternehmungen, die Antarktis besuchen zu können. Allein die Anreise ist ein Abenteuer für sich! 13 Stunden bis Buenos Aires, ein Tag Stopp hier, weitere vier Stunden nach Ushuaia in Südargentinien, von hier aus fast zwei Tage mit dem Schiff durch die wilde Drake-Passage – erst dann hat man den obersten Zipfel der antarktischen Halbinsel erreicht und taucht tief ein ins Südpolarmeer. Erbarmungslos kalt ist es hier in diesem Wunderland, und still – sofern man keine Pinguin- oder Robbenkolonien passiert, in denen lautstark geschnattert und gegrunzt und geplanscht wird. Was die Natur hier an Eisbergformationen und Gletscherabbrüchen aufbietet, ist albumfüllend und atemraubend. Ziemlich klein fühlt sich der Gast hier in dieser unwirtlichen und zugleich überwältigend schönen Gegend. Gut, das Schiff während der Landexkursionen immer in der Nähe zu wissen; nicht auszudenken, hier verlorenzugehen. Manchmal knallt die Sonne und verursacht einen üblen antarktischen Sonnenbrand. Manchmal schießen Schnee- und Eistorpedos horizontal. So oder so, es ist gut, eine Brille dabeizuhaben. (Mütze, Schal, Handschuhe und dergleichen sowieso.) Und dann wieder setzt man sie tunlichst ab, um mystische Lichtstimmungen nicht zu versäumen, wie hier in der Passage des Lemaire-Chanel, als uns dieses Ungetüm begegnete, unser Zauberberg, dessen Bild sich mit jedem Meter veränderte. Surreal, fantastisch, ohne Worte beeindruckend diese ganze Reise. Noch einmal die Antarktis besuchen – das wäre wunderbar, ein Traum, aber ist wahrscheinlich unrealistisch. Dafür ist nun das Ziel gesetzt, auch das obere Ende der Welt, die Arktis, auf die Agenda zu setzen.