Mit Siebenmeilenstiefeln durch Brügge
Venedig ist schön – und Brügge ist es auch! Die Hauptstadt der Provinz Westflandern in Belgien ist pittoresk, romantisch, schmuck, sauber. Weniger mondän zwar als die italienische Lagunenstadt, weniger Kunst und Chichi, viel weniger aufgeregt, doch auch ohne all das Getöse allemal einen Besuch wert. Der mittelalterliche Stadtkern ist bestens erhalten – zum Glück über die Jahrhunderte verschont von Katastrophen und Krieg – und lauschig durchzogen von vielen Kanälen und Grachten. Brügge war ab 1200 n. Chr. ein Zentrum der Textilindustrie und des Fernhandels mit Gewürzen, Holz, Früchten, Fellen, Pelzen und Weinen. Der damalige Wohlstand lässt sich inmitten der prächtigen historischen Gebäudefassaden noch gut erahnen. Die See ist nur zirka zwölf Kilometer entfernt, der frische Wind jagt Nordseeluft durch die Gassen. Sie sind oft menschenleer, während zugleich die touristischen Hotspots – zum Beispiel Rozenhoedkaai, Burg oder Marktplatz am Belfort – ab zehn Uhr morgens vielfrequentierte Plätze sind. Sehr nett auch viele Pferde mit Kutschen, die übers Pflaster trappeln. Brügge lässt sich gut zu Fuß erkunden, in zwei Tagen ist alles abgeklappert. Allerdings nur mit gutem Schuhwerk angesichts des Kopfsteinpflasters. Eine wohltuende Überraschung war der fürstliche Beginenhof „Ten Wijngaarde“ am Rande des Minnewaterparks: Die Beginen waren emanzipierte Frauen, die ihr Leben Gott widmeten, ohne sich von der Welt zurückzuziehen. Im 13. Jahrhundert gründeten sie Beginenhöfe samt Kapelle für ihre geschlossenen Gemeinschaften und spirituellen Bedürfnisse. Die Stadt Brügge ist heute Eigentümer des Areals und sorgt dafür, dass die Werte der Gemeinschaft gepflegt und erhalten werden. Ein wunderbarer Ort der Stille und Einkehr mitten in der Altstadt, seit 1998 Teil des Unesco-Weltkulturerbes! Sowieso ist Brügge, das zu den schönsten und besterhaltenen mittelalterlichen Städten Europas gehört, seit 2000 Weltkulturerbe. Vielleicht ist das der Grund, dass Brügge Venedig in nichts nachsteht – auch in den Preisen nicht; sie sind à la bonne heure!