Füße im Kreislauf
Jeder kennt sie, keiner beachtet sie, vielleicht ist manch einer schon drübergestolpert. Und wirklich schön sind sie ja nicht, schwarz oder dunkelgrau, manchmal rot oder weiß angestrichen. Dafür haben sie viele Namen: Bauzaunfuß, Schilderständer, Standfuß, Fußplatte, Bakenfuß. Es gibt sie in unterschiedlichen Formen, rund, quaderförmig, mit abgeflachten Stirnseiten – so wie das Beispiel im Bild. Seit ich live erleben konnte, wie sie hergestellt werden, starre ich jedem Verkehrszeichen und Bauzaun erstmal auf die Füße. Das Spannende an diesen Teilen: Wenn sie nicht aus Beton sind – und das sollten sie nicht sein, denn das ist zu viel Gewicht und eine schlechte Ökobilanz –, bestehen sie aus recycelter Kabelummantelung. In diesen Standfüßen steckt also jede Menge wiederverwerteter Kabelsalat! Das habe ich bei meinem Reportagetermin dazugelernt. Jedes Teil wiegt nach Ausführung rund 25 bis 38 Kilogramm, deshalb wird die Herstellung, Palettierung und der Transport roboterautomatisiert. Für einen Werker viel zu schwer, viel zu belastend. Alle paar Sekunden spuckt die Spritzgießmaschine einen fertigen, noch heißen Fuß aus – das sollte kein Mensch schleppen. Deshalb erledigt dies ein großer Sechsachser mit einem robusten Greifer, der sich die Teile holt und auf der entsprechenden Palette ablegt. Und noch etwas Spannendes: Ein einziger Greifer handhabt viele verschiedene Füße, die alle an jeweils unterschiedlichen Punkten angefasst werden müssen. Und woher weiß der Greifer, wo und wie er anfassen darf? Das sagt ihm eine Kamera- und Bilderkennungsapplikation, die genau beobachtet, welches Teil gerade auf dem Band liegt. Und das Beste zum Schluss: Diese spannenden Füße können, wenn die Baustelle aufgeräumt und der Bauzaun abgebaut wird, vollständig wieder zu neuen Kunststoff-Produkten recycelt werden. Füße im Kreislauf!